Ridnaun: dies und das
Ridnaun, eine Perle der Alpen
Vieles hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten geändert. Das Rad der Zeit lässt sich nie und nirgends anhalten. Ein verträumtes Bergtal hat sich zu einem lebendigen, attraktiven Fremdenverkehrszentrum gewandelt.
Trotzdem konnte sich Ridnaun viel von seiner Eigenart und seinem besonderen Reiz bewahren: ein einladendes, freundliches und sonniges Bergtal vor der großartigen Kulisse der Stubaier Bergriesen.
Weitab von den Belastungen von Verkehr und Industrie bietet Ridnaun seinen Bewohnern eine hohe Lebensqualität, wo auch die Feriengäste Ruhe und Erholung vom Alltagsstress suchen und finden.
Hart verdientes Brot
So wohltuend und lieblich sich das Tal seinen Besuchern heute zeigt, kann man sich nur schwer vorstellen, wie beschwerlich und hart das Leben für die Bewohner Ridnauns in früherer, bis vor gar nicht allzu langer Zeit gewesen ist.
Unter unsäglichen Mühen mussten die Bergbauern dem kargen Boden, dem rauhen Klima zu Füßen des ewigen Eises der Gletscher das zum Leben und Überleben Nötige abtrotzen.
Silber, Blei und Zink
Lange Zeit, mindestens 800 Jahre lang und womöglich noch viel länger, hat der Bergbau das Leben des Tales mitgeprägt. Der Schneeberg zählt zu den ganz großen Tiroler Traditionsbergbauen.
Die Blütezeit erlebte er um 1480, als nicht weniger als 1.000 Bergleute in 70 Stollen nach wertvollen Erzen suchten. Um diese Zeit nahm Tirol dank seines Bergsegens Einfluss auch auf die große Weltpolitik. Kein Wunder, dass unter dem Römisch-Deutschen Kaiser Maximilian I., dem „Letzten Ritter“, Innsbruck Dreh- und Angelpunkt seiner ehrgeizigen politischen und wirtschaftlichen Ambitionen wurde.
Unmengen von Silber, Bleiglanz und Zinkblende hat uns der Schneeberg in seiner langen Geschichte geschenkt. Die Tiroler Landesfürsten, manche Gewerkenfamilien und die Augsburger Fugger konnten ihre Truhen mit seinen Schätzen füllen.
Doch wer zählt die Tränen, die Sorgen, die Krankheiten, Unglück und Tod auf Europas höchstgelegenem Bergwerk?
Hinauf auf die Berge
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts übernahm neben Landwirtschaft und Bergbau der Fremdenverkehr eine stetig wachsende Bedeutung für das Hochtal von Ridnaun.
Die Menschen – vor allem in den Städten – entdeckten ihre Liebe zur Natur. „Hinaus aus der Stadt und hinauf auf die Berge!“ hieß die neue Parole.
Durch den Bau von Straßen und Eisenbahnen wurde das Reisen zudem ungemein erleichtert.
Großzügige Pioniere aus Teplitz in Nordböhmen und aus Hannover, allesamt Mitglieder des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, haben die herrliche Bergwelt der Stubaier Alpen von Ridnaun aus zwischen 1887 und 1914 durch die Anlage von Wegen und den Bau mehrerer Schutzhütten in hoher und höchster Lage touristisch erschlossen.
Nach dem Ersten Weltkrieg stürzte der Tourismus in eine schwere Krise, von der er sich lange nicht erholen konnte. Erst im letzten Viertel des eben zu Ende gegangenen Jahrhunderts ist der Fremdenverkehr wieder zum bestimmenden Wirtschaftsfaktor in Ridnaun und in der gesamten Großgemeinde Ratschings geworden.
Hof und Familie
Sagenhafter Ahnherr des Gallerhofes
Wir befinden uns auf historischem Boden. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Gallerhof das älteste Anwesen des Tales ist. Jedenfalls weiß darüber die Sage folgendes zu berichten:
Einst soll es hier in Maiern nur einen einzigen Hof gegeben haben. Er gehörte Gallus Mair, einem reichen und weitum angesehen Bauern. Als er aber von einer schrecklichen Seuche heimgesucht wurde, blieb ihm nur noch eine einzige Kuh.
In der schlimmsten Not ereignete sich ein unvorstellbares Wunder. Die letzte Kuh im Stall – sie hatte nur ein Horn – brachte ein Fohlen zur Welt, und von da an ging es mit Gallus Mair wieder aufwärts. So wohlhabend wurde er, dass er vor seinem Tod seinen Besitz unter seinen neun Söhnen aufteilen konnte, dass ein jeder von ihnen einen eigenen Hof mit vielen Feldern und Äckern erhielt. Der älteste Sohn erbte den Gallerhof, nach dem Vater benannt.
Ein Wappen für die Kruselburger
Das Geschlecht der Kruselburger ist sehr alt. Am 1. Mai des Jahres 1593 verlieh Erzherzog Ferdinand II., der mit seiner schönen, aber nicht standesgemäßen Gemahlin, der Patriziertochter Philippine Welser aus Augsburg, auf Schloss Ambras bei Innsbruck residierte, einem Georg Kruslburger, Bürger zu Schönna bei Meran, für dessen Verdienste im Feldzug gegen Portugal ein eigenes Wappen.
1580 war König Philipp II. von Spanien, der Onkel des kunstsinnigen Erzherzogs, zur Durchsetzung seiner Erbansprüche ins Feld gezogen, und anscheinend haben sich die Brüder Hans und Georg Kruslburger dabei derart hervorgetan, dass sie später aus der Hand des Tiroler Landesfürsten dieses seltene Privileg erhielten.
Von Passeier nach Ridnaun
Kruselburger – ein nicht gerade alltäglicher Name. Über dessen Herkunft tappen sogar die Namensforscher, die sonst auf alles eine Antwort wissen, völlig im Dunkeln.
Es wird vermutet, dass es gar nicht tirolischer Herkunft ist, da ein entsprechender Hofname im ganzen Land völlig unbekannt ist. Bereits 1454 lassen sich die „Chruselburger“ auf Prantach im Passeier nachweisen.
Aber erst viel später, um 1638, scheinen sie auch in Ridnaun grundbücherlich auf.
Hier hat sich das Geschlecht in der darauf folgenden Zeit weit verzweigt, während in Passeier der Name allmählich gänzlich verschwunden ist.
Der Gallerhof in Maiern
Auf dem uralten Gallerhof in Maiern wirtschaftete bis 1940 Johann Helfer. Er war eines jener Tiroler Originale, die heute nur mehr höchst selten anzutreffen sind. Er war Bauer und Klarinettist in der Dorfkapelle. In den Sommermonaten begleitete er, wenn es die harte Arbeit auf dem Hof zuließ, als geprüfter Bergführer die bergunerfahrenen Touristen in die Gletscherwelt der Stubaier Alpen, hinauf in die neuen Schutzhäuser und auf das alles überragende Zuckerhütl. Außerdem war er weitum bekannt als Bauerndoktor, über den sich die Alten manch amüsante Anekdote erzählen. Eine besondere Fertigkeit zeigte er anscheinend im Anfertigen von kunstvollen Ersatzzähnen – aus Holz, aus Birkenholz, um genau zu sein! Als Knecht auf dem Gallerhof arbeitete damals auch Leopold Kruselburger, der vom nicht weit entfernten Tembler in Gesennen stammte und ein Neffe der Hofbäuerin war.
Der „neue“ Galler
Im Alter von 77 Jahren ist „der Galler“ Johann Helfer am 1. Dezember 1940 verstorben.
Kinder oder direkte Nachkommen hatten er und seine Frau Anna keine. So fügte es das Schicksal, dass der vormalige Knecht, Leopold Kruselburger, in den Besitz des Hofes kam.
Um eine Familie zu gründen, hatte dieser keine weiten Wege zurückzulegen. Ein Auge hatte er nämlich auf die auf dem elterlichen Hof beschäftigte Magd geworfen. Anna, vom Prezhof in der Gasse, werkte dort in Küche, Feld und Stall und hatte vor allem die große Kinderschar zu betreuen.
Am 9. Oktober 1947 führte der Gallerbauer Leopold Kruselburger seine Anna schließlich vor den Traualtar.
Traurige Weihnachten
Ein junges Glück. Fast jedes Jahr stellte sich neuer Nachwuchs ein, bis schließlich eine ganze Kinderschar – aufgereiht wie die Orgelpfeifen – rund um den Küchentisch saß. Weihnachten ist ein Freudenfest, vor allem ein Fest, das die Herzen der Kinder höher schlagen lässt. Nicht, dass der Gabentisch in den Bauernstuben überreich gedeckt gewesen wäre, nein. Aber die besondere Stimmung des Festes der Geburt Jesu ist ein besonderer Tag im Jahreslauf. Und gerade die beschauliche Weihnachtszeit hat sich das Schicksal ausgesucht, um gnadenlos und unbarmherzig zuzuschlagen. Ganz plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, verstarb am Heiligen Abend 1960 der junge Gallerbauer und Familienvater Leopold Kruselburger. Gerade mal 47 Jahre alt war er geworden. Eine junge Frau mit sechs kleinen Kindern, das älteste kaum zehn Jahre alt, stand mit einem Schlag mutterseelenalleine da. Wie sollte es nur weitergehen?
Schwere Zeiten
Harte Zeiten standen der Familie bevor. Da hieß es hart anpacken, auch für die Kinder, Mädchen und Buben.
Bei der Bewirtschaftung des Hofes war vor allem die Familie der Bäuerin, die Brüder und Schwestern vom Prezhof, eine unverzichtbare Stütze, ohne die das schwere Los wohl kaum gemeistert worden wäre.
Hans, der „älteste“ Sohn auf dem Gallerhof, teilte das Schicksal der meisten Bauernbuben im Dorf. Schon als 7jähriges Kind musste er hinauf auf den Sennerboden, wo er in den Sommermonaten das Vieh der Senner Bauern hüten musste.
In den folgenden Jahren kam er auch auf die anderen Almen des Tales, auf den Moarerberg und auf die Martalm, nach Valtigl und sogar auf den Schneeberg.
Erst wenn im Oktober die Schule wieder begann, kamen die Hüterbuben wieder herunter ins Tal zu ihren Familien.
Am Schneeberg
Eine ganz neue Lebenserfahrung begann für Hans Kruselburger, als er im September 1970 eine Beschäftigung in der Küche der Bergwerksarbeiter fand, die einen neuen kilometerlangen Verbindungsstollen von der Ridnauner Seite bis zur Lagerstätte in St. Martin am Schneeberg schlugen.
Später sollte er für einige Zeit auch noch im Bergwerksbetrieb Arbeit und Einkommen finden, zwar nicht im gefährlichen Untertagebetrieb, sondern in der Schmiede vor dem Stollen im Lazzachertal.
Nicht das Bergwerk am Schneeberg sollte jedoch sein Schicksal werden, dafür aber ein „Schneeberg“ ganz anderer Art.
Vom Bauernhof zum Hotel
Neue Ziele
Im Jahr 1972 begann die Familie Kruselburger, neben dem elterlichen Gallerhof den Grund für ein neues Haus auszuheben. Alles, was Hände hatte, packte mit an, Mutter und Tante, Brüder und Schwestern. Mit ganz wenigen Gehilfen wurden bis zum Herbst des darauf folgenden Jahres die ersten zwei Stockwerke des Rohbaues hochgezogen.
Die Grundlagen des Maurerhandwerks hatte Hans Kruselburger inzwischen als Arbeiter bei einer kleinen einheimischen Baufirma erlernt. Unterbrochen wurden die Bauarbeiten 1974 wegen der Einberufung zum Militärdienst. Zur Grundausbildung ging es drei Monate lang nach L’Aquila in den Abbruzzen. Das war für einen Bauernburschen aus den Südtiroler Bergen zwar eine halbe „Weltreise“, hat ihn aber auch nicht umgebracht. Und dafür kam er mit guten Italienischkenntnissen zurück, was ja auch nicht schaden konnte. Der Rest der Militärzeit wurde dann in Vahrn bei Brixen abgedient. Das war ganz praktisch, näher zu Hause zu sein. Während der Heimaturlaube konnten so noch das dritte Stockwerk sowie das Dach des Hauses daraufgesetzt werden.
Es kann gefeiert werden
Nach der Militärzeit arbeitete Hans Kruselburger als Maurer weiter und später dann in der „Schmitte“, der Schmiede am Schneeberg. Und nebenbei wurde natürlich weiterhin fleißig am Neubau weitergewerkelt. Schnell ist es deshalb nicht gegangen. Es hat schon einige Jahre gedauert, sieben an der Zahl, bis am Ende die kleine, schmucke Pension fix und fertig, richtig fein herausgeputzt dastand. Schließlich war es aber doch so weit. Am 2. Juni 1978 konnte die „Pension Schneeberg“ endlich ihre Tore für ihre ersten Gäste öffnen. Ganze zehn Zimmer hatten darin Platz gefunden, ein behagliches Speisezimmer, dazu eine gemütliche Gaststube, wo sich Gäste und Einheimische gerne zu einem Gläschen und zu einem Plausch einfanden.
Alles für den Gast
Mit Freude und Enthusiasmus stürzte sich Hans Kruselburger in seine neue Arbeit als Gastwirt, die seine Lebensaufgabe werden sollte.
Von früh bis spät war er für seine – anfangs zugegebenermaßen noch recht wenigen – Gäste da, besorgt um ihr Wohlbefinden: Ein Augenzwinkern und ein Lächeln auf den Lippen wurden sein Markenzeichen, ein vertrauter Händedruck, ein freundliches Wort, ein guter Rat in jeder Situation … ein Gastgeber im besten Sinne des Wortes, zu dem jeder gleich Zutrauen fand und bei dem jeder gerne immer wieder einkehrte, und bei dem man gerne auch großzügig über den einen oder anderen Mangel hinwegsah, beispielsweise falls die Handwerker noch tüchtig am Hämmern waren, als die ersten Saisongäste bereits die Koffer ausgepackt hatten.
Freud und Leid liegen eng beisammen
Die Freude über das gemeinsam geschaffene Werk der Familie blieb nicht lange ungetrübt.
Am 8. Oktober 1978 hat das Schicksal die Familie Kruselburger ein weiteres Mal hart getroffen.
Heinrich, der dritte Sohn der Familie, arbeitete als Koch im neuen Familienbetrieb. Heinl – wie er von allen gerufen wurde – war ein lebensfroher geselliger Kerl. Besonders die Autos hatten es ihm angetan. In seinem roten Flitzer, einem Fiat 500, verunglückte er tödlich, nur wenige Schritte vom Elternhaus entfernt.
Neue Pläne für den Gallerhof
Die neue „Pension Schneeberg“ erwies sich sofort als zu klein. Noch im gleichen Jahr wurden im daneben liegenden Bauernhaus 5 Räume als Fremdenzimmer eingerichtet. Und im darauf folgenden Jahr wurde mit einem großen Umbau des uralten Bauernhofes begonnen, Stall und Stadel wurden abgerissen und an deren Stelle Zimmer für mehr Gäste geschaffen. Nach und nach enstand auch ein schöner, großer Speisesaal, das alte Haus wuchs um ein Stockwerk an.
Aber das war erst der Anfang ...
Der Mucherhof
Bald wurden auch die Fühler nach dem benachbarten Mucherhof ausgestreckt.
Schon um die Jahrhundertwende war dieser einfache Landgasthof der letzte Stützpunkt für viele Alpinisten und Bergwerksarbeiter gewesen, bevor sie ihren Anstieg begannen hinauf in die Stubaier oder zum Schneeberg. Und natürlich war er auch beliebter Treffpunkt für die Bauersleute der umliegenden Höfe, wo man sich zu einem gemütlichen Kartenspiel oder zu einer Kegelpartie zusammenfand.
Im Mucherhof war lange Zeit auch ein kleiner Krämerladen untergebracht, in dem die Dorfbewohner das Allernotwendigste einkaufen konnten, was die Familien im Alltag eben so benötigten.
Und wenn wir so wollen, war der Mucherhof auch der „kulturelle Mittelpunkt“ des kleinen Weilers Maiern, denn auch eine Klasse der kleinen Dorfschule hat er eine Zeit lang in seinen Mauern beherbergt.
Der Betrieb wächst
Etappenweise hat Hans Kruselburger nun die Anteile des Nachbarhofes für sich und seine Familie erworben und ihn seinem Gastbetrieb einverleibt. Der Ridnauner Fremdenverkehr steckte in dieser Zeit noch in seinen sprichwörtlichen „Kinderschuhen“. In erster Linie waren es „Sommerfrischler“, die ins Tal kamen zum Wandern und Bergsteigen oder einfach zum Ausspannen. Recht viel mehr Aktivitäten gab es damals auch nicht. Im Winter ging es hingegen noch ziemlich ruhig und beschaulich zu, was sich allerdings auch bald ändern sollte. Hans Kruselburger hat früh die Zeichen der Zeit erkannt. Die Gäste kamen in erster Linie aus der Bundesrepublik Deutschland, wo die Wirtschaft wuchs und wuchs und ein Urlaub im Ausland fast zu einem Muss wurde. Im richtigen Augenblick hat er nicht lange gefackelt und gezaudert. Mit Weitblick und auch einigem Risiko hat er in seinen Betrieb investiert, hat geplant und gebaut, mag der eine oder andere auch mit Unverständnis den Kopf geschüttelt haben über solch unverwüstlichen Optimismus. So viele Fremde konnte es ja nicht geben, um Schneeberg, Gallerhof und Mucherhof damit zu füllen!
Familienglück
Es lief eigentlich alles nach Wunsch, und das nicht nur im Betrieb.
Im Wonnemonat Mai 1987 wurde endlich geheiratet. Seine Freundin und nunmehrige Frau, Edith Mair, war aber schon seit der Eröffnung des „Schneebergs“ an seiner Seite.
Nachwuchs hat sich auch eingestellt. Drei Söhne, Andreas, Heinrich und Nesthäkchen Christian, vervollständigten das Familienglück.
Vor lauter Arbeit musste das eigene Glück in dieser Aufbauphase wohl allzu oft hintanstehen. An Reisen und Ferien, an einen gemeinsamen Urlaub mit Frau und Kindern war in dieser Phase des Aufbaus lange Jahre nicht zu denken.
Weitsicht
Eine betriebswirtschaftlich weitsichtige Entscheidung war die Errichtung eines E-Werkes im Lazzacher Tal, einem Bergtal, das sich vom Ridnauner Talschluss Richtung Schneeberg hinaufzieht.
Dank der gebändigten Kraft des wilden Bergbaches konnte nunmehr ein Großteil des mit dem Wachsen des Hotelbetriebes stetig steigenden Energiebedarfes gedeckt werden.
Eldorado für Winterfans
In den 1980er Jahren setzte der Wintertourismus zu einem großartigen Aufschwung an.
Ein attraktives Skigebiet war im Nachbartal Ratschings aus dem Boden gestampft worden, mit komfortablen Aufstiegsanlagen und zahlreichen Abfahrtspisten für alle Ansprüche und Schwierigkeitsgrade.
Ridnaun hingegen setzte voll auf den Langlaufsport, den auch Hans Kruselburger von allem Anfang an nach Kräften unterstützte. Die sonnigen und schneesicheren Loipen des Tales wurden bald zu einer der ersten Adressen, wenn es um den nordischen Wintersport in Südtirol ging.
Aus zwei mach eins
Kein Wunder, dass die Arbeit nie ausging.
Unermüdlich war Hans Kruselburger am Werk: morgens der erste auf der Baustelle, am Abend der letzte, der das Werkzeug aus der Hand legte.
Jahr für Jahr wurde etwas verbessert und vergrößert. Ein Meilenstein war sicherlich der bauliche Zusammenschluss der Pension mit dem Gallerhof: Ein ansehnliches Hotel war somit entstanden.
Glück gehabt
Im Hochsommer 1987, am 18./19. Juli, wurde Ridnaun von einem unvorstellbaren Hochwasser heimgesucht.
Hohe Temperaturen und anhaltender Hagelschlag auf dem Übeltalgletscher ließen in kürzester Zeit die Fluten des Ridnauner Fernerbaches ansteigen und über die Ufer treten. Nur dank des wagemutigen Einsatzes der Freiwilligen Feuerwehr und vieler freiwilliger Helfer konnte das neue Elektrizitätswerk gerettet werden. Es fehlte gar nicht viel, dass das ganze Werk von den Urgewalten des Fernerbaches mit sich gerissen worden wäre. Die Schäden am Gebäude waren beträchtlich, die Schadenssumme wurde auf 70.000.000 Lire beziffert. Trotzdem konnte man sagen: Glück gehabt, Riesenglück sogar …
Schaffe, Schaffe…
Einen kleinen Umbau dort, eine Veränderung da, eine Kegelbahn mit Pizzeria, ein romantischer Weiher hinter dem Haus …
So verging kaum ein Jahr, ohne dass die Gäste nicht wieder etwas Neues vorfanden.
Von der Planung bis zur Ausführung, unermüdlich war Hans Kruselburger am Werk, mit Zeichnungen und Plänen, mit Schaufel und Hammer.
Und während er noch von früh bis spät mit den laufenden Arbeiten beschäftigt war, tauchten in seinem Inneren bereits neue Ideen auf, was man als nächstes realisieren könnte: einen Streichelzoo, eine neues großes Wellnesszentrum, eine unterirdische Verbindung der gesamten Hotelanlage…
Ein Haus verändert sich
So hat sich Jahr für Jahr das Bild des Hauses immer wieder ein wenig geändert, ein Jahr weniger, ein Jahr mehr.
Stammgäste rätselten bereits im Voraus, was der Hans in der Zeit ihrer Abwesenheit wohl wieder Neues geschaffen haben würde.
Aber nicht nur das Aussehen des Hauses – oder nunmehr der Häuser – hat sich gewandelt, der Hotelbetrieb ist auch ständig ein klein wenig mitgewachsen, bis schließlich aus der kleinen – man muss schon fast sagen winzigen – Ferienpension eine imposante Hotelanlage geworden ist, die keine Wünsche ihrer Gäste mehr offen lässt.
Zu Gast im Schneeberg
Überwältigend werden die Gästezahlen in den Anfängen sicher nicht gewesen sein und wären bei der bescheidenen Anzahl der zur Verfügung stehenden Gästezimmer auch gar nicht möglich gewesen. Den „Junggastwirten“ Edith und Hans war jedoch bald klar, dass sie auf das richtige Pferd gesetzt hatten. Mit Zähigkeit und Fleiß, gepaart mit einer gehörigen Portion Optimismus, wurde Schritt um Schritt vergrößert und zudem das Angebot für den Gast verbessert. Man war nicht danach bestrebt, längst Erprobtes einfach zu kopieren. Ob Wellness, Animationsprogramm, Sport- oder Freizeitangebot, man war der „Konkurrenz“ oft um die berühmte Nasenspitze voraus. Der Schneeberg boomte. Füllten anfangs noch wenige Seiten die Gästebücher, so stiegen die jährlichen Besucherzahlen bald in die Tausende. Und zuletzt hat sich die Anzahl der Jahr für Jahr beherbergten Gäste schließlich auf über 20.000 eingependelt. Die Fazination von Ridnaun, ist zusammen mit den vielfältigen Annehmlichkeiten des Hotel Resort Schneeberg Garant für einmaligen Urlaubsgenuss.
Warum?
Warum nur? Eine schlichte und einfache Frage, die wohl unzählige Male gestellt wird, immer dann, wenn das Schicksal eiskalt und unerbittlich zugeschlagen hat.
Im Spätherbst des Jahres 2001 machten sich bei Hans Kruselburger erstmals Anzeichen bemerkbar, dass mit seiner Gesundheit etwas nicht in Ordnung ist. Führte man dies anfangs noch auf den andauernden Stress bei den Umbauarbeiten zurück, so ergab sich bald die schreckliche Gewissheit, dass es die Vorboten einer schweren heimtückischen Krankheit waren. Mit größter Geduld und Tapferkeit ertrug er sein Schicksal, suchte bis zum Schluss den Kontakt zu seinen Freunden und Gästen, strahlte trotz großer Beschwerden und Schmerzen stets Optimismus und Lebensfreude aus und spendete eher Trost, als dass er getröstet werden musste. Am 1. September 2002 schließlich schloss Hans Kruselburger nach einem kurzen, aber arbeitsreichen Leben im Kreise seiner Lieben seine Augen für immer.
Es geht weiter…
…oder besser gesagt, es musste irgendwie weitergehen.
Für die Familie Kruselburger war es ein Sprung ins kalte, ja sogar ins eiskalte Wasser. Der Mann, der Vater, der Chef fehlte an allen Ecken und Enden.
Es war aber sicher ganz im Sinne des Verstorbenen, dass 2004 noch ein neuer Gebäudetrakt mit gemütlichen Suiten und einer herrlichen Wellessanlage entstand. Die Ideen und Pläne dafür waren eigentlich noch zum Großteil in seinem Kopf entstanden.
Schneeberg-Hotel Nummer 3
Jüngstes und vorläufig letztes „Kind“ der Schneeberg-Hotels ist der „Pulvererhof“ in Mareit, das von der Familie Kruselburger im Jahr 2007 erworben worden ist. Der Pulvererhof ist ein Hotel in einer beneidenswert schönen Lage in unmittelbarer Nachbarschaft von Schloss Wolfsthurn.
Lange Zeit war die imposante Barockanlage des Schlosses nur von außen zu bewundern. Erst seitdem das Landesmuseum für Jagd und Fischerei darin untergebracht ist, können interessierte Besucher auch einen Blick ins Innere werfen.